ECS: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 30. März 2016, 15:54 Uhr
Das Fahrwerk mit elektronisch gesteuerter Dämpferhärte
Quelle: Technical-Information-Manual-3000GT-1993.pdf
Was leistet das ECS
Das ECS (Electronically Controlled Suspension) verstellt die Dämpferhärte (Dämpfungskraft, Dämpfung) der Zugstufe der Dämpfer (Ausfedern) in drei Stufen (hart, mittel und weich). Die Druckstufe (Einfedern) verändert sich fast gar nicht. Dazu gibt es Kennlinien, die darstellen, wie hoch die Dämpfung in Abhängigkeit von der Bewegungsgeschwindigkeit des Stoßdämpfer-Kolbens (also letztlich des Rades) sein soll. Es wird immer umso stärker "gedämpft", je dynamischer sich das Rad bewegt. In Stellung "hart" ist die Dämpfung überall höher als in Stellung "weich" oder "mittel".
Dass hauptsächlich die Zugstufe verändert wird ist prinzipiell sinnvoll, da dies direkt die Haftung des Rades am Boden bestimmt: Je "weicher" die Zugstufe, desto schneller kehrt das Rad wieder aus dem eingefederten Zustand auf den Boden zurück, um es bildhaft zu formulieren. Ganz allgemein sollte die Zug-Dämpfung eines Dämpfers immer weicher sein als die Druck-Dämpfung, damit das Rad gehindert wird, zu stark einzufedern, und schnell wieder zurückkehrt. Über Fahrwerks-Systeme gibt es einige gute Bücher.
Der Wechsel zwischen den Kennlinien weich, mittel und hart wird in Abhängigkeit von Geschwindigkeit, Gaspedalstellung, Lenkwinkel, Bremspedal-Bedienung und Vertikal-Dynamik der Karosserie durch ein eigenes Steuergerät veranlasst. Generell gilt die Stellung hart als Grundstellung für sicheres Fahren, und in der Schalterstellung "Sport" sind die Dämpfer IMMER hart gestellt. Die ganze tolle ECS-Logik arbeitet also sowieso nur im "Tour" Modus.
Ausserdem werden die Dämpfer laut Beschreibung nicht unabhängig voneinander sondern immer alle gleich gesteuert, d.h. dass nicht etwa beim Bremsen das Fahrwerk vorne "härter" wird, um die Nickbewegung auszugleichen. Auch werden Zug- und Druckstufe nicht separat beeinflußt, was für die Fahrdynamik hilfreich wäre. Siehe unten bei "Diskussion des Nutzwertes".
Komponenten
Die Kopmonenten sind:
- 4 elektrisch verstellbare Stoßdämpfer (darin sind motorgesteuerte Ventile, die den Ölfluß im Dämpfer einschränken oder freigeben).
- Steuergerät.
- Geschwindigkeits-Sensor (am Getriebe, Tachosignal);
- Lenkwinkel-Sensor für die Lenkrad-Stellung;
- Drosselklappen-Sensor für die Gaspedal-Stellung;
- Bremslicht-Schalter zur Erkennung, ob die Bremse betätigt wird;
- Beschleunigungs-Sensor ("G-Sensor") unter dem Fahrersitz, um Auf- und Ab-Bewegungen zu messen.
- Schalter zur Verstellung des Grundverhaltens (Tour, Sport) im Armaturenbrett, Kontroll-Leuchte.
Funktionsweise
Alle Steuerbefehle des ECS-Steuergerätes sind immer kennlinienabhängig; mit weich, mittel und hart ist im folgenden ddie Kennlinie gemeint (Dämpfung in Abhängigkeit von der Ein/Ausfeder-Geschwindigkeit). Meist ist der Geschwindigkeits-Sensor (Tacho) beteiligt. Wie oben schon gesagt: Das gilt nur im Tour-Modus, im Sport-Modus ist immer die harte Kennlinie wirksam!
- In Abhängigkeit von der Fahrzeug-Geschwindigkeit wird härter gestellt (je schneller desto härter).
- Erkennt das Steuergerät, dass das Bremspedal betätigt wird, werden alle Dämpfer je nach Verzögerung auf mittel und dann auf hart gestellt.
- Erkennt das Steuergerät, dass das Gaspedal stärker betätigt wird, werden alle Dämpfer je nach Pedal-Bewegung erst auf mittel und dann auf hart gestellt.
- Erkennt das Steuergerät, dass gelenkt wird (Lenkwinkel-Sensor), werden alle Dämpfer abhängig vom Lenkwinkel und der Fahrzeug-Geschwindigkeit erst auf mittel und dann auf hart gestellt.
- Erkennt das Steuergerät Vertikalbewegungen (G-Sensor, schlechte Strasse), werden alle Dämpfer in Abhängigkeit von der Dynamik der Bewegungen verstellt; die Geschwindigkeit wird hier nicht berücksichtigt.
Problembehebung
Die Stellmotoren in den Dämpfern können mit der Zeit ausfallen, und das Steuergerät kann kaputt gehen. Meldet irgendein Dämpfer, dass die Verstellung nicht arbeitet, wird alles auf hart gestellt und die Tour/Sport-Lampe blinken im Wechsel.
Es gibt in den Werkstatt-Handbüchern (z.B. 1992-6+ 3000GT Volume 2 / Electrical) ausführliche Diagnose-Anleitungen, und man kann im Notfall auch die Fehlercodes ausblinken (Voltmeter reicht, Pins 3+4 am Gen2 OBD-Anschluss bzw. 3 und 12 für Gen1).
Wiederbelebungs-Anleitung hier!
Diskussion des Nutzwertes (persönliche Meinung des Autors)
Das ECS ist m.E. eine reine Komfort-Funktion, die dazu dienen soll, im Tour-Modus bequem zu reisen (US-Markt, da kannte man nur weiche Sänften), ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen. Will sagen: Wenn die Situation brenzlig wird, dann stellen wir das Fahrwerk hart, und wenn wir mit 50 mph über den Freeway gleiten, dann soll das schön soft sein.
Ich gehe sogar so weit, dass ich behaupte, dass das Verhalten des ECS im Tour-Modus nicht ungefährlich ist. Es stellt also in einer schnellen Kurve die Zugstufe aller Dämpfer auf mittel oder hart, und wenn dann beschleunigt ooder gebremst wird, noch mal etwas härter? Das ist genau das Gegenteil von dem, was man braucht: An der Hinterachse müsste die Zugstufe weicher werden, um den Grip zu halten.
Also, wenn man flott unterwegs sein will, IMMER in Stellung "Sport" fahren, dann muss man nicht mit Überraschungen rechnen. --Sbrunthaler (Diskussion) 12:41, 28. Feb. 2014 (MET)